Belastungen erkennen – Gesundheit erhalten Ergonomisches Arbeiten bei körperlich fordernden Tätigkeiten
Körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten wie die Müllabfuhr und Straßenreinigung stellen besondere Herausforderungen an die Gesundheit der Mitarbeiter. Diese Präsentation zielt darauf ab, typische Belastungen zu identifizieren und praktische Strategien zur Gesundheitserhaltung vorzustellen.
Wir werden uns mit den spezifischen Bewegungsmustern, Arbeitsumgebungen und deren Auswirkungen auf den Körper beschäftigen. Darüber hinaus werden rechtliche Grundlagen und evidenzbasierte Empfehlungen vorgestellt, die sowohl für Mitarbeiter als auch für Arbeitgeber relevant sind.

by Klaus-Dieter Birkner

Zielgruppe und Ziele
Müllwerker:innen
Mitarbeiter in der Abfallwirtschaft, die täglich mit dem Bewegen schwerer Müllbehälter konfrontiert sind
Straßenreiniger:innen
Personal, das häufig in gebückter Haltung arbeitet und lange Strecken zurücklegt
Bürokräfte
Mitarbeiter mit sitzenden Tätigkeiten, die andere ergonomische Herausforderungen bewältigen müssen
Unser Ziel ist es, Belastungen frühzeitig zu erkennen, effektive Gesundheitsstrategien zu vermitteln und spezifische Übungen zur Stärkung des Rückens vorzustellen. Durch präventive Maßnahmen können langfristige Gesundheitsschäden vermieden werden.
Typische Bewegungen und Haltungen
Heben
Anheben von Müllbehältern verschiedener Größen und Gewichte, oft aus ungünstigen Positionen
Ziehen
Bewegung der Müllgroßbehälter (MGB) über verschiedene Untergründe und Distanzen
Schieben
Vorwärtsbewegung der MGB, oft gegen Widerstände wie Steigungen oder unebene Flächen
Oberkörper vorneigen
Gebückte Haltung bei verschiedenen Arbeitsschritten, besonders bei der Straßenreinigung
Diese wiederkehrenden Bewegungsmuster belasten spezifische Körperregionen und können bei falscher Ausführung zu chronischen Beschwerden führen.
Belastungsschwerpunkte laut Analyse
Ziehen & Schieben von MGB
Hohe Kraftanstrengung beim Bewegen schwerer Behälter über verschiedene Untergründe
Rumpfrotationen beim Entleeren
Verdrehung der Wirbelsäule beim Manövrieren und Entleeren der Behälter
Arbeiten in gebückter Haltung
Besonders bei der Straßenreinigung lange Zeiträume in ungünstiger Position
Gehen über lange Strecken
Kontinuierliche Belastung der Beine und Füße während der gesamten Arbeitszeit
Die Analyse zeigt deutlich, dass besonders das Bewegen der Müllbehälter und die damit verbundenen Körperhaltungen zu den Hauptbelastungsfaktoren zählen. Diese Tätigkeiten werden durch äußere Faktoren wie Witterung und Beschaffenheit der Wege zusätzlich erschwert.
Hindernisse und Wege
Bordsteinkanten
Erhöhen den Kraftaufwand beim Ziehen und Schieben der MGB erheblich und erzwingen ungünstige Körperhaltungen
Unebene Wege
Erschweren das gleichmäßige Rollen der Behälter und erfordern ständige Korrekturbewegungen
Baumränder und Hindernisse
Zwingen zu Umwegen und komplizierteren Manövern mit den Behältern
Die Arbeitsumgebung stellt einen wesentlichen Faktor für die körperliche Belastung dar. Besonders problematisch sind Hindernisse, die das reibungslose Bewegen der Müllbehälter erschweren und zusätzliche Kraftanstrengungen erfordern. Diese Hindernisse sollten bei der Arbeitsplanung berücksichtigt werden.
Technische Faktoren
Gewicht & Größe der MGB
Schwere und unhandliche Behälter erhöhen die körperliche Belastung erheblich
Defekte Rollen & schlechte Griffe
Erschweren die Handhabung und erfordern zusätzlichen Kraftaufwand
Überfüllung & Witterung
Erhöhen das Gewicht und verschlechtern die Arbeitsbedingungen
Die technische Beschaffenheit der Arbeitsmittel spielt eine entscheidende Rolle für die Belastung. Defekte oder schlecht gewartete MGB führen zu erhöhtem Kraftaufwand und ungünstigen Körperhaltungen. Regelmäßige Wartung und die Meldung von Defekten sind daher wichtige präventive Maßnahmen.
Belastungszonen im Körper
Unterer Rücken
Besonders belastet durch Heben, Ziehen und Drehen. Die Lendenwirbelsäule ist ein Hauptproblembereich bei Müllwerkern.
Schulter-Nacken-Bereich
Stark beansprucht durch das Ziehen und Schieben der MGB sowie durch Überkopfarbeit.
Kniegelenke
Belastet durch langes Gehen, häufiges Bücken und das Überwinden von Hindernissen wie Bordsteinkanten.
Die farblich markierten Körperzonen verdeutlichen die Hauptbelastungsbereiche. Diese Zonen sollten besonders durch gezielte Übungen und ergonomische Arbeitsweisen geschützt werden, um langfristigen Schäden vorzubeugen.
Typische gesundheitliche Folgen

Bandscheibenbelastung
Durch Zug- und Druckbelastungen sowie Verdrehungen
Muskelverspannungen
Besonders im Schulter-Nacken-Bereich
Gelenkprobleme
Durch wiederholte Belastungen und ungünstige Stellungen
Führt die dauerhafte Überlastung ohne ausgleichendes Training zu einer deutlichen Wirbelsäulenbeanspruchung. Besonders die Abscherbewegungen bei Verdrehungen und die Dreh- und Scherkräfte auf die Wirbelsäule können langfristig zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen.
DGUV Regel 114-601 – Kernaussagen

Hauptgefährdungen
Stolpern, Heben, Gefahrstoffe
Maximalgewichte
Einzellasten über 35kg zu zweit tragen
Schutzausrüstung
PSA und sichere Wege
Die DGUV Regel 114-601 definiert klare Richtlinien für die Arbeitssicherheit in der Entsorgungswirtschaft. Sie betont die Bedeutung von ebenen und trittsicheren Transportwegen, regelmäßigen Unterweisungen und der korrekten Handhabung der MGB an den vorgesehenen Griffen. Zudem wird empfohlen, überfüllte oder zu schwere MGB zu melden und keine Behältnisse in die Schüttung hineinzuheben.
Verbesserung der Arbeitsbedingungen
Seitenlader-Sammelfahrzeuge
Reduzieren die körperliche Belastung durch automatisierte Behälteraufnahme
Leichtlaufrollen für MGB
Verringern den Kraftaufwand beim Ziehen und Schieben erheblich
Alterssensible Einsatzplanung
Ältere Mitarbeiter nur zeitweise oder gar nicht in besonders belastenden Bereichen einsetzen
Volumenerhöhung der MGB
Verbessert die Griffhöhe und reduziert ungünstige Körperhaltungen
Die Untersuchung vom Betriebsärztlichen-Dienst liefert wichtige Erkenntnisse zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Besonders die Einführung technischer Hilfsmittel wie Seitenlader und verbesserte Rollen sowie eine durchdachte Schicht- und Tourenplanung mit ausreichenden Pausen und Rotation können die Belastung deutlich reduzieren.
Ergonomietipps im Arbeitsalltag
1
Schieben statt Ziehen
MGB möglichst schieben anstatt ziehen, um den Rücken zu entlasten
2
Seitenwechsel
Regelmäßig die Arbeitsseite wechseln, um einseitige Belastungen zu vermeiden
3
Behälterzahl begrenzen
Maximal 1-2 MGB gleichzeitig bewegen, 4-rädrige nur zu zweit transportieren
4
Angepasstes Tempo
Nicht im Akkordtempo arbeiten, da schnelles Arbeiten die Belastungen steigert
Diese praktischen Tipps können im täglichen Arbeitsablauf sofort umgesetzt werden und tragen erheblich zur Reduzierung der körperlichen Belastung bei. Besonders wichtig ist auch, defekte MGB oder schwergängige Rollen regelmäßig zu melden und auf geeignetes Schuhwerk zu achten.
Unterstützung durch Arbeitgeber
Rotation & Pausen
Regelmäßiger Wechsel zwischen verschiedenen Tätigkeiten (Fahren, Bereitstellen, Entleeren) und ausreichende Erholungsphasen
Rückenschulungen
Regelmäßige Trainings zur Vermittlung rückenschonender Arbeitstechniken und gezielter Ausgleichsübungen
Externe Kooperationen
Zusammenarbeit mit Fitnessstudios oder Angebot einer mobilen Massage zur Förderung der Mitarbeitergesundheit
Technik & Organisation
Technische und organisatorische Maßnahmen haben einen erheblichen Einfluss auf die Arbeitsbelastung. Der Einsatz von Seitenladern reduziert die manuelle Handhabung der Behälter deutlich. Die Volumenvergrößerung der MGB verbessert die Griffhöhe und damit die Körperhaltung. Besonders wichtig ist auch die Vermeidung eines Holservice über weite Strecken.
Gefährdungsanalysen
Hauptbelastungsfaktoren
  • Schieben und Ziehen der MGB
  • Heben und Tragen schwerer Lasten
  • Ungünstige Körperhaltungen
Ergebnisse der Analyse
  • Hohe Belastung liegt vor
  • Körperliche Überbeanspruchung wahrscheinlich
  • Gestaltungsmaßnahmen erforderlich
Die Gefährdungsanalysen bestätigen die erhebliche körperliche Belastung bei der Müllabfuhr. Besonders die Kombination aus Ziehen, Schieben, Heben und Tragen führt zu einer hohen Beanspruchung des Muskel-Skelett-Systems. Die Analysen unterstreichen die Notwendigkeit gezielter Gestaltungsmaßnahmen zur Reduzierung dieser Belastungen.
Bandscheibenbelastung im Detail
Zug- und Druckbelastung
Beim Heben und Tragen schwerer Lasten wirken starke Kompressionskräfte auf die Bandscheiben, besonders im Lendenbereich.
Abscherbewegung
Bei Verdrehungen des Oberkörpers entstehen Scherkräfte, die die Bandscheiben besonders belasten und langfristig schädigen können.
Langzeitfolgen
Wiederholte Belastungen können zu vorzeitigem Verschleiß, Bandscheibenvorfällen und chronischen Rückenschmerzen führen.
Die Wirbelsäule und insbesondere die Bandscheiben sind bei der täglichen Arbeit in der Müllabfuhr erheblichen Belastungen ausgesetzt. Besonders problematisch sind die Dreh- und Scherkräfte, die bei Rotationsbewegungen unter Last entstehen.
Weitere DGUV-Empfehlungen
1
Überfüllte oder zu schwere MGB melden
Nicht versuchen, übermäßig schwere Behälter alleine zu bewegen
2
Ebene und trittsichere Transportwege nutzen
Möglichst keine Treppen verwenden und auf sichere Untergründe achten
3
MGB an den vorgesehenen Griffen bewegen
Korrekte Handhabung reduziert die Belastung und Verletzungsgefahr
4
Schutzausrüstung tragen
Persönliche Schutzausrüstung konsequent und korrekt verwenden
Die DGUV Regel 114-601 enthält zahlreiche weitere wichtige Empfehlungen für die sichere Arbeit in der Entsorgungswirtschaft. Regelmäßige Unterweisungen und die konsequente Umsetzung dieser Empfehlungen tragen wesentlich zur Reduzierung von Unfällen und langfristigen Gesundheitsschäden bei.
Empfehlungen für Mitarbeiter
Aktive Bewegungspause
Kurze Dehn- und Lockerungsübungen während der Arbeit einbauen
Gezieltes Heimprogramm
Regelmäßige Kräftigungs- und Dehnübungen als Ausgleich
Auf Körperhaltung achten
Rücken möglichst gerade halten und Verdrehungen vermeiden
Ausgleich im Alltag
Gezielte sportliche Aktivitäten am Abend oder Wochenende
Neben den technischen und organisatorischen Maßnahmen spielt das eigene Verhalten eine entscheidende Rolle für die Gesunderhaltung. Ein regelmäßiges Ausgleichsprogramm und die bewusste Beachtung ergonomischer Prinzipien bei der täglichen Arbeit können langfristige Gesundheitsschäden verhindern.
Praktische Tipps für den Arbeitsalltag
Wechseln der Körperseiten
Regelmäßig zwischen linker und rechter Körper-/Armseite wechseln, um einseitige Belastungen zu vermeiden und die Muskulatur gleichmäßig zu beanspruchen.
Behälter schieben statt ziehen
Wo immer möglich, die MGB besser schieben als ziehen, da dies die Belastung für den Rücken reduziert und eine bessere Kontrolle ermöglicht.
Teamarbeit nutzen
Transport 4-rädriger MGB nur zu zweit durchführen und bei schweren Lasten Kollegen um Unterstützung bitten, anstatt sich zu überlasten.
Angemessenes Arbeitstempo
Nicht im Akkordtempo arbeiten, da schnelles Arbeiten die Belastungen steigert und das Verletzungsrisiko erhöht.
Kommunikation und Feedback
Defekte melden
Regelmäßige Information an Verantwortliche über defekte MGB und schwergängige Rollen, um technische Probleme zeitnah zu beheben
Problematische Strecken ansprechen
Zu weite Entfernungen beim Holservice oder besonders schwierige Wegstrecken den Vorgesetzten mitteilen
Verbesserungsvorschläge einbringen
Eigene Ideen zur Optimierung der Arbeitsabläufe und zur Reduzierung der Belastung aktiv kommunizieren
Eine offene Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Führungskräften ist entscheidend für die kontinuierliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Durch regelmäßiges Feedback können Probleme frühzeitig erkannt und behoben werden. Die Mitarbeiter sollten ermutigt werden, aktiv zur Gestaltung ihrer Arbeitsumgebung beizutragen.
Zusammenfassung und Ausblick
1
Belastungen erkennen
Typische Bewegungsmuster und Belastungsschwerpunkte identifizieren
2
Maßnahmen umsetzen
Technische, organisatorische und persönliche Verbesserungen einführen
Kontinuierlich trainieren
Regelmäßige Übungen und Schulungen zur Gesunderhaltung
4
Erfolge messen
Regelmäßige Überprüfung der Wirksamkeit und Anpassung der Maßnahmen
Die Gesunderhaltung bei körperlich fordernden Tätigkeiten erfordert ein ganzheitliches Konzept aus technischen Verbesserungen, organisatorischen Maßnahmen und persönlichem Engagement. Durch die konsequente Umsetzung der vorgestellten Empfehlungen können Belastungen reduziert und die langfristige Gesundheit der Mitarbeiter gefördert werden.